Kapellen-Drusweiler hat eine lange Geschichte im Hopfenbau. Die Sonderkultur „Hopfen“ kam Ende des 18. Jahrhunderts mit den Mennoniten in die Pfalz. 1841 wird die erste Hopfenparzelle der Südpfalz urkundlich erwähnt, sie liegt auf dem Kaplaneihof bei uns in Kapellen-Drusweiler. Ende des 19. Jahrhunderts war Kapellen-Drusweiler das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Pfalz. 2020 wurde die letzte kleine Hopfenanlage von Norbert Heinz betrieben, seitdem gibt es keinen Hopfen mehr bei uns im Ort.
Um dieser Geschichte zu gedenken, fuhr am 23. Juli ein Bus mit vielen Interessierten in den Hopfengarten nach Wingersheim im Elsass. Hier werden heutzutage noch 80 bis 90 ha Hopfen angebaut, die Gesamtfläche des Elsass liegt bei ca. 500 ha. Im Ort gibt es noch vier Betriebe mit dem Schwerpunkt Hopfen. Auf der ca. einstündigen Anfahrt las Ulrike Job zur Einstimmung Passagen aus der neuen Dorfchronik zum Hopfenanbau vor, sodass wir mit einer guten Vorinformation in Wingersheim ankamen. Ein Verein sorgt dort für den Erhalt der Erinnerungen und die touristische Vermarktung der Hopfengärten. So bekamen wir zunächst einen Film zu sehen und fuhren anschließend mit einem großen Wagen eine lange Tour durch die Hopfenanlagen.
Hubert Pfister, der Besitzer des größten Hopfenbetriebes im Ort, versorgte uns mit vielen interessanten Informationen. In Wingersheim werden 5 bis 10 Sorten Hopfen angebaut, die fürs elsässische Bier verwendet werden (Meteor, Kronenbourg und weitere kleine Brauereien). Elsässischer Hopfen wird auch nach Belgien und Amerika exportiert. Die Erzeuger sind genossenschaftlich organisiert, die Vermarktung erfolgt als Sackware, erzielt werden ca. 350 bis 400 €/Zentner. Die Kosten für eine ein Hektar große Anlage belaufen sich auf ungefähr 20.000 €. Damit lassen sich jährlich 32 bis 33 Doppelzentner Ertrag erzielen, mit Bewässerung mehr.
Das Anbinden der neuen Triebe im Frühjahr erfolgt von Hand. 3 Triebe pro Draht, der Rest wird heruntergetreten, später wird mit einer selbst entwickelten Maschine durchgefahren, um Unkraut und Resttriebe zu entfernen. Die Ernte erfolgt maschinell, die Ranken werden mit dem Draht abgeschnitten. Auf einen Anhänger passen ca. 80 Ranken, diese werden in der Hopfenhalle mit dem Draht in eine Vorrichtung gezogen. All diese spannenden Maschinen konnten wir nach der Fahrt in Huberts Betrieb bestaunen. Viele davon sind selbst konstruiert, hier zeigt sich wieder, wie viele Fähigkeiten ein Landwirt besitzt. Er ist Wetter- und Bodenkundler, Pflanzen- und Tierspezialist und sein bester Techniker noch dazu. Dazu Kaufmann, Fremdenführer, Chef und Knecht zugleich. Der vielfältigste Beruf der Welt!
Vor drei Jahren wurde im Betrieb von Hubert Pfister noch einmal umfangreich investiert. Ein Bandtrockner für 600.000 € (!!!) wurde angeschafft. Damit konnte der Durchsatz deutlich erhöht und Huberts Arbeitszeit reduziert werden. Statt der früher üblichen Arbeitszeit zur Ernte von 7:00 bis 1:00 oder 2:00 in der Nacht, käme er jetzt mit knapp 12 Stunden aus, wohlgemerkt täglich über drei Wochen im September und unterstützt von 15 Saisonkräften, die dann für einen Monat im Einsatz sind. Wir waren schwer beeindruckt, auch darüber, dass er sich so lange Zeit für uns nahm. Im Anschluss an die Führung gab es eine Bierverkostung mit Brezel. Ein toller Ausflug mit einem schönen und geselligen Abschluss.
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei der VR Bank, die mit ihrem Sponsoring für unser Dorfjubiläum die Kosten für den Bus übernommen hat.
(Kulturverein)
Eine Besichtigung buchen kann man über www.lebeaujardin.alsace