Bericht über die Führung durch die Stadtmühle in Bad Bergzabern am 9. August | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Bericht über die Führung durch die Stadtmühle in Bad Bergzabern am 9. August

Während des diesjährigen Dorfjubiläums gab es verschiedene Ausflüge und Besichtigungen. Aber warum ausgerechnet die Stadtmühle in Bad Bergzabern besuchen? Auch die Bauern aus unserem Ort brachten ihr Getreide in die Bergzaberner Mühle, diese war damit eng mit der Landwirtschaft und auch den Bäckern in Kapellen-Drusweiler verbunden. Nach ca. zwei Jahren waren wir die erste Besuchergruppe und sehr dankbar, dass sich Müllermeister Hermann Augspurger Zeit für uns nahm.

Er erzählte, die Wagen der Bauern seien während der Getreideernte beim Abliefern teils bis zu vier Stunden angestanden (zum Glück gab es neben der Mühle eine Wirtschaft, aus der man dann kühles Bier herbeischaffte). Arbeitszeiten vom frühen Morgen bis 2:00 Uhr in der Nacht waren keine Seltenheit. Auch wurde Getreide vom Müller bei den Landwirten abgeholt, die Touren von Hermanns Vater führten ihn auch regelmäßig nach Kapellen-Drusweiler. Üblich war eine Entlohnung mit Getreide: der Müller bekam einen Teil des Getreides, während der Bauer den größten Teil als Mehl zurück erhielt. Später ging dies in einen beiderseitigen Kauf über. Die nach einem Brand 1884/1885 neu aufgebaute Stadtmühle in Bad Bergzabern ist die letzte von ursprünglich drei Mühlen in der Stadt und als produzierende Mühle heute wirklich eine Seltenheit. In den 50er und 60er Jahren wurden die meisten Mühlen geschlossen, von ehemals über 2000 Mühlen Ende des 19. Jahrhunderts waren 2023 in ganz Deutschland noch knapp 600 in Betrieb. Die Stadtmühle verarbeitet heute noch ca. 200 t Getreide/Jahr. Das Mehl wird maßgeblich an lokale und regionale Bäckereien verkauft, zudem kann man das Mehl in der Mühle und im örtlichen Handel kaufen.

Technisch hat die Mühle einen Stand der 1930 bis 1950er Jahre, gemahlen wird mit Walzenstühlen. Bis heute wird die Mühle originär von Wasserkraft mit kraftübertragenden Riemen betrieben, kein ungefährliches Geschäft. Wir durften bis unters Dach und quasi jeden Winkel der Mühle anschauen. Von ganz oben hatte man einen guten Blick auf das Mühlrad mit 4 m Durchmesser. Interessant war zu erfahren, dass ein Müller in seiner Ausbildung auch immer einen Teil Bäckerhandwerk erlernt. Er ist ja das Bindeglied zwischen Korn und Brot und nimmt mit den vielen Mehlqualitäten (es gibt 18 unterschiedliche Mehlschnitte!) maßgeblichen Einfluss auf das fertige Brot. Auch in der Mühle gibt es noch einen alten holzbetriebenen Backofen, der Platz für 40 sechspfünder Brote hat. Hermanns Urgroßvater betrieb noch eine Brotbäckerei, der Ofen blieb dann noch bis ca. 1920 in Betrieb. Uns blieb der Mund offen stehen, als wir hörten, es würde ca. ein Jahr dauern, um ihn mit stückweisem Hochheizen wieder in Betrieb zu nehmen.

Unsere Münder wurden zum Abschluss der Führung mit einem Schluck Augspurger Wein gespült. Wie gut, dass der Müllermeister auch Winzermeister ist. Ein herzliches Dankeschön für die interessante Führung und das Mehl, das jeder Teilnehmer am Schluss erhielt: 550, die richtige Qualität für den Hefekuchen!

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Auch bei uns im Ort gab es eine kleine Mühle (0,75 t/Tag). Sie befand sich in Drusweiler am tiefsten Punkt des Ortes. Vom Kindergarten kommend ist es das erste Haus in der Friedhofstraße nach der Brücke über den Erlenbach. Konrad Bretz war der letzte Müller in Kapellen-Drusweiler und betrieb die Mühle bis Ende 1954. Die Mühle wurde bereits 1939 elektrisch betrieben, der Strom wurde mittels Wasserkraft erzeugt. Der Mühlkanal musste 1964 auf einer Länge von 5 Metern geländeeben aufgefüllt werden, um einen Abfluss bei Hochwasser zu verhindern. (Auszug aus der Dorfchronik).